Literatur Martina Clavadetscher
DIE ERFINDUNG DES UNGEHORSAMS

Drei Frauen in drei Welten. Und sie alle sind, ohne es zu ahnen, miteinander verbunden.
Do
11.
Apr
20h
TICKET
CHF 25 / 15 (ermässigt)

Hitze, Regen, beissender Gestank. Iris tigert in Manhattan durch ihr Penthouse und wartet voller Ungeduld auf die nächste Dinnerparty, die ihr wieder ein wenig Leben einhaucht. Ling, angestellt in einer Sexpuppenfabrik im Südosten Chinas, kontrolliert künstliche Frauenkörper auf Herstellungsfehler, bevor sie sich abends bei Filmklassikern in ihre Einsamkeit zurückzieht. Und im alten, düsteren Europa folgt Ada ihren mathematischen Obsessionen, träumt von Berechnungen und neuartigen Maschinen, das Ungeheuerliche stets im Kopf.

Drei Frauen in drei Welten: Sie alle sind auf der Suche nach einer Antwort – nach dem Kern der Dinge. Und sie alle sind, ohne es zu ahnen, miteinander verbunden.

Martina Clavadetscher arbeitet als Autorin, Dramatikerin und Radio- Kolumnistin. Für ihren Roman «Die Erfindung des Ungehorsams» wurde sie mit dem Schweizer Buchpreis 2021 ausgezeichnet.

«Martina Clavadetscher hat einen Roman über künstliche Intelligenz geschrieben, wie es ihn noch nicht gab: formal avanciert und hochgradig sinnlich. Keine Dystopie mit raunender Technologiekritik, sondern ein waghalsiger Text, der den künstlichen Wesen Leben einhaucht. Im Roman wird spürbar, wie erst unsere Sehnsüchte und Nöte den Maschinen Macht verleihen. Clavadetscher verschmilzt die Erzählkunst mit den Mitteln von Lyrik und Drama. Und sie unterläuft die kategoriale Trennung zwischen Mensch und Maschine. Die Erfindung des Ungehorsams ist eine Hymne an das Erzählen als emanzipatorische und urmenschliche Kraft.» Jury des Schweizer Buchpreises 


5 Fragen an ... MARTINA CLAVADETSCHER


Wo siehst Inspirationsquellen und Grenzen im Bereich Künstliche Intelligenz? 

Künstliche Intelligenz umgibt uns bereits jetzt überall im Alltag: das Smartphone, Apps, diverse Hilfsmittel wie Navigationssysteme etc. KIs – oder sagen wir gewisse Programme – sehe ich einfach als hochpotente Werkzeuge, die gezielt eingesetzt werden können (in der medizinischen Diagnostik zum Beispiel). Wichtig ist meines Erachtens, dass diese Fähigkeiten nicht gänzlich an eine KI, an ein Programm ausgelagert werden, sonst begeben wir uns wieder in eine selbstverschuldete Unmündigkeit, Skills gehen verloren und die Technik wird unersetzbar.

Auf welche Weise integrierst du KI in deine Arbeit? 

In meine Arbeit als Autorin integriere ich die KI nicht – klar verwende ich digitale Suchmaschinen für die Recherche, aber ich gehe auch nach wie vor in die Bibliothek. Meine kreative Arbeit auf eine KI (wie etwa Chat GPT) auszulagern käme mir nicht im Traum in den Sinn – da liegt ja der ganze Spass! Wieso soll der die Maschine haben?   

Warum willst du mit KI arbeiten? 

Will ich gar nicht, siehe oben. 

Befürchtest du, dass KI irgendwann deine Position ersetzen könnte? 

Bisher habe ich diese Befürchtung nicht. Ich bin überzeugt, dass eine KI nach wie vor kein Werk, keinen Roman schreiben kann, der die Leser:innen auf einer tieferen Ebene berührt und bewegt, der Neues wagt, einzigartig ist. Die KI versteht nicht, was sie da tut, sie reiht einfach Wörter und Sätze gemäss Wahrscheinlichkeit aneinander, was die Werke somit zu «Kompromiss- und Durchschnittsprodukten» macht. Zudem: Was ist mit Ironie? Was ist mit Metaphorik? Was ist mit ganz neuen formalen Experimenten? Gewiss, es existieren bereits Werke, die lesbar sind, aber am Ende stellt sich auch die ganz wesentliche Frage «Was will die Leserschaft?» Wollen sie das Werk einer Maschine kaufen und lesen?  

Was wird in den nächsten 5 Jahren im Bereich Künstliche Intelligenz möglich sein?

Das müsste man jetzt anhand eines konkreten Beispiels anschauen. In der Textarbeit ist es sicher möglich, dass Standardtexte ohne Probleme von KIs erstellt werden. Auch Übersetzungen von Standardtexten, aber solche Vorlagen gab es ja bereits jetzt. Die KI kann ein Werkzeug sein, das man zur Hilfe nimmt; was aber nicht bedeutet, dass wir die Fähigkeiten, selbst Texte zu erzeugen, nicht mehr schulen und lernen sollten. Sagen wir so: Ich erhoffe mir einen kritischen, sehr gezielten Einsatz von diesen Werkzeugen – und es wäre sicher falsch die KI zu unter- wie auch zu überschätzen. 


Spot on ...

Weil wir Neues lieben. Weil es Spass macht zu entdecken. Weil es sich lohnt, etwas von verschiedenen Seiten zu beleuchten.

Alles, was im Leben passiert, passiert auch im Theater. Logisch, dass wir auch die Künstliche Intelligenz (KI) auf die Bühne holen. Doch was geschieht dann? Genau dieser Frage gehen wir in unserer Reihe «Spot on … KI!» nach. Wir erfahren wie Roboter gezüchtet werden, lassen sie tanzen und musizieren, lauschen, staunen, diskutieren.

Daten anzeigen